Wie schon in meinem letzten Blogeintrag angekündigt, es geht in den Urlaub!
Die letzten Tage vor Abfahrt sind anstrengend. Hier muss noch etwas eingepackt, dort muss etwas hin- und hergetragen werden und nebenbei läuft noch irgendwie der Alltag. Einen Tag vor der Reise fahren alle zur Kirche und wir drei Freiwilligen (Leon ist im Urlaub, deswegen sind wir nur zu dritt) sind alleine im Heim. Zeit, um unsere eigenen Taschen zu packen und ein wenig Luft zu holen.

Und dann am Montag den 28.11.2016 geht es endlich los. Gegen 17.30 Uhr gehen wir zum Reisebus, der einige Straßen weiter auf uns wartet, da er vorm Heim nicht gut halten kann.

Zuvor haben wir das gesamte Gepäck auf die Autos des Heims geladen und stapeln dieses nun irgendwie in den Bus. Einige Spielsachen müssen wir leider zurück lassen, denn der Bus ist zu klein für das Gepäck und die Lebensmittel von über 60 Personen.
Im Bus sitzen bereits die Kinder und Tíos des Kinderheims aus der Stadt Embalse, das ebenfalls zu der Fundación Sierra Dorada gehört.
Die Reise geht los. Vor uns liegt eine ungefähr 20 stündige Fahrt nach La Lucila del Mar am Atlantischen Ozean. Wir fahren die Nacht durch und am nächsten Tag erreichen wir gegen Mittag La Lucila.

Wir beziehen die Zimmer und machen uns für den Strand bereit. So wird es wohl jetzt jeden Tag aussehen. Aufstehen, Frühstück, alle mit Sonnenmilch einschmieren und los geht’s.

Am ersten Tag kommt mir das aber nicht so schön vor, denn der Wind ist sehr stark und die Sonne versteckt sich immer mal wieder hinter den Wolken. Mir ist furchtbar kalt und ich bin noch müde von der Fahrt. Die Kinder scheint das aber nicht zu stören. Sie toben schon längst in den Wellen.
Als wir wieder in der Unterkunft sind, geht es zum Duschen. Das Wasser ist leider kalt und das Bad recht klein, in dem sich sehr viele Mädchen duschen müssen. Die Kinder aus Embalse dürfen zu erst, in der Hoffnung, dass das Wasser am Anfang wärmer ist.
Kurze Infos zum Kinderheim in Embalse
Embalse ist eine Stadt in der Provinz von Córdoba. San Marcos Sierras liegt im Norden von Córdoba, Embalse im Süden. Das Kinderheim dort, ist kleiner als das in San Marcos. Während bei uns ca. 30 Kinder wohnen, sind dort 12 zu Hause. Das Gelände ist kleiner und es gibt nur ein angestelltes Ehepaar, das sich um die Kinder kümmert und dort wohnt. Aus der Stadt kommen tagsüber Leute zur Unterstützung vorbei. In diesem Heim wohnen Kinder im Alter von fünf bis 13 Jahren.
Wir haben Glück mit dem Wetter! Die Sonne scheint, es ist heiß, nur das Wasser könnte für meinen Geschmack schon etwas wärmer sein. Der Wind bereitet uns an mehreren Tagen große Wellen, in denen die Kinder spielen.
Leon, Noah und ich, wagen uns noch weiter raus, wo die Wellen noch stärker und höher sind. Das Meer ist noch immer recht flach, sodass wir stehen können. Es macht einen riesen Spaß, unter den Wellen hindurch zu tauchen, sich über die Welle tragen zulassen, bevor sie bricht oder sich mitreißen zu lassen, wobei Letzteres schon gefährlich sein kann, wenn man nicht drauf vorbereitet ist.

Am Donnerstag den 1. Dezember, fahren die Kinder ein paar Orte weiter ins „Mundo Marino“ (wörtlich übersetzt Seewelt). Dort können sie Tiere aus den Weltmeeren bestaunen und eine Show mit Delfinen und einem Orka besuchen. Wir fahren nicht mit und können mal einen Tag am Strand genießen, ohne dass wir auf Kinder im Wasser achten müssen.
Einen Tag später wandern wir mit allen am Strand endlang nach San Bernardo, eine Stadt circa einen Kilometer von La Lucila del Mar entfernt. Auf dem Weg reden Noah und ich ein wenig mit Julio, dem Heimleiter. Er erzählt uns, wie das Kinderheim entstanden ist, woher jährlich die Freiwilligen kommen und warum sie den Kindern diesen Urlaub ermöglichen können. Tatsächlich wurde der Urlaub durch eine Spende einer einzigen Person finanziert.

Am Strand von San Bernardo gehen die Kinder noch ein mal baden, bevor wir in der Stadt ein Eis essen. Wir bummeln noch ein wenig durch die Straßen und gegen Abend machen wir uns auf den Rückweg.
Der Wind nimmt immer mehr zu und hinter uns, türmen sich dunkle Wolken, die immer wieder von zuckenden Blitzen erhellt werden. Ich habe total Angst, dass wir es vorm Regen nicht mehr zur Unterkunft schaffen. Die ganze Panik umsonst, denn an diesem Abend regnet es nicht.

Juan, Gisel (das Ehepaar das kocht), Doreen, Yani und Leon. (v.l.n.r.)
Am letzten Tag zieht es uns in der Frühe nach draußen. Wir haben uns mit Yani (sie arbeitet jedes Wochenende im Heim) und Gisel und Juan, dem Ehepaar, das kocht, um fünf Uhr verabredet.


Wir wollen uns gemeinsam den Sonnenaufgang am Meer ansehen. Es ist nicht kalt draußen, aber die Luft ist noch angenehm kühl im Vergleich zu den letzten Tagen.
Der Himmel ist leider mit ein paar Wolken bedeckt, sodass wir die Sonne nicht direkt sehen können. Aber wunderschön, ist es trotzdem. Viel zu schnell, sind die magischen Minuten wieder vorbei und wir gehen zurück, um bis neun Uhr noch ein wenig Schlaf zu bekommen.

Und so vergehen die Tage wie im Flug. Wir haben im Wasser gespielt, uns von der Sonne bräunen lassen, waren auf dem großen Spielplatz von La Lucila und erlebten viele schöne Sachen. Doch irgendwann ist es Zeit nach San Marcos zurück zukehren.
Am 5. Dezember fährt der vollbesetzte Bus im Regen davon.

Und Noah und ich winken …
… denn unser Urlaub ist noch nicht vorbei!
Seit Wochen freue ich mich auf diesen Tag! Mein erster Urlaub und wir fahren nach Uruguay. Wir hängen den Urlaub direkt an den mit den Kindern, denn von La Lucila del Mar ist es nicht mehr weit bis Buenos Aires, von wo wir mit der Fähre übersetzen.
Aber mal von vorne
Die Kinder sind gerade los und wir reden noch kurz mit der Inhaberin der Unterkunft, in der wir nun eine Woche gewohnt haben. Wir dürfen netter Weise noch eine Nacht bleiben, denn durch ein Missverständnis, haben wir den Bus nach Buenos Aires aus Versehen für einen Tag später gebucht. Sie lädt uns zum Mittagessen ein und am 6. Dezember holt sie uns dann mit ihrem Auto ab.
Bei ihr zu Hause essen wir Empanadas (variierende Füllung, umgeben von einem Teigmantel) und unterhalten uns. Sie ist eine sehr interessante Frau. Mit ihren 92 Jahren fährt sie noch ihr Auto und quatscht mit uns über ihr Leben und über unsere.
Doch bald müssen wir schon los zum Bus Terminal, denn wir wollen ja heute noch nach Buenos Aires kommen.
In Buenos Aires verbringen wir nur eine Nacht und setzen morgens mit der Fähre nach Colonia del Sacramento, Uruguay, über.

Nach einer Stunde Fahrt, können wir schon den weißen Leuchtturm von Colonia sehen.
Wir suchen uns eine Stelle, an der wir unser Gepäck abgeben können und machen uns auf den Weg in die kleine Stadt. Die Sonne strahlt und es ist heiß. Die Häuser sind klein und ganz bunt.
Ich bin unfassbar froh, hier zu sein.
Wir essen zu Mittag und schlendern dann weiter durch die Kopfsteinpflasterstraßen. Die Leute, mit denen wir vorher über Colonia gesprochen haben, hatten recht, Colonia ist zwar klein, aber wunderschön und hat eine fesselnde Atmosphäre.
Abends fahren wir dann weiter nach Montevideo.

Zu Besuch bei Mimi
Am Bus Terminal wartet Mimi auf uns, die ich seit über einem Jahr nicht gesehen habe.
2013/2014 hat sie als Austauschschülerin für ein Jahr meine Schule besucht und bei Naty (mit ihr bin ich seit dem Kindergarten befreundet) zu Hause gelebt.
Es ist richtig schön, sie wieder zu sehen.

Gut ausgeschlafen, fahren Noah und ich am nächsten Tag mit dem Bus in die Stadt, um uns die Altstadt anzusehen. Wir bummeln ein wenig an der Strandpromenade entlang und besuchen den größten Platz Montevideos, Plaza Independencia (Unabhängigkeitsplatz), dessen Statue in der Mitte des Platzes, ein Torbogen und ein altes Hochhaus zu den Wahrzeichen von Montevideo gehören.
Wir verbringen einige Tage bei Mimi und besuchen mit ihr das Montevideoschild an der Strandpromenade und eine Quinceañera.

In vielen Ländern Südamerikas, dürfen sich die Mädchen zu ihrem 15. Geburtstag ein großes Geschenk aussuchen. Entweder eine Reise oder eine große Party, die Quinceañera. Hier wird die Party aber wirklich riesig! Alle Gäste erscheinen aufgebrezelt, wie zu einer Hochzeit. Die Männer und Jungs in Anzug und die Mädchen suchen ihr schönstes Kleid und die höchsten Schuhe raus.
Bei der traditionellen Quinceañera, trägt das Geburtstagskind ein weißes, recht pompöses Kleid. Mittlerweile verzichten viele auf die traditionelle Feier, aber die Tochter der Patentante von Mimi, hat immerhin ein weißes Kleid an.
Die Feier beginnt erst um 22 Uhr und geht bis zum nächsten morgen.
Die Tage bei Mimi vergehen schnell und am 11. Dezember machen wir uns auf den Weg nach Punta del Diablo, im Norden von Uruguay.

Entspannen am Strand der Witwe (Playa de la Viuda)

Wir haben uns im Hostel de la Viuda einquartiert und werden von einem Mitarbeiter am Bus Terminal abgeholt. Wir beziehen unser Sechsbettzimmer, lassen uns erklären, wie hier alles funktioniert und machen uns dann auf den Weg zum Strand. Der Wind ist sehr stark und frisch, aber der Strand wunderschön! Der Sand ist hell und das Meer hat eine blau-grüne Farbe. Die Wellen brechen mit einem lauten rauschen, bei dem man sich voll und ganz entspannen kann.
Endlich Zeit, um die Beine im Sand auszustrecken und das Urlaubsgefühl im ganzen Körper zu spüren. Mir wird klar, wie sehr ich das mal gebraucht habe. Vom Kinderheim Abstand bekommen und, ohne im Hinterkopf zu haben, was noch alles erledigt werden muss, mal einfach den Tag verstreichen lassen. Wenn ich ehrlich bin, war der Urlaub mit den Kindern in La Lucila für mich nicht wirklich entspannt. Wir waren sehr viele Leute und mussten stets auf die Kinder achten. Zur Ruhe kommen, konnte ich dabei nicht wirklich.

Den nächsten Tag verbringen wir komplett am Meer, sonnen uns, werfen uns in die Wellen, die meiner Meinung nach noch höher sind, als die, in denen wir in Argentinien getobt haben. Ich tanke wieder komplett auf, mit Ruhe, Freude, Lust an dem Freiwilligendienst und Reisesehnsucht.
Argentinien bietet so viel und ich habe Lust so viel wie möglich davon kennenzulernen. Aber ich weiß jetzt schon, dass meine Zeit nicht reichen wird. Ich hoffe ich kann meine großen Reiseziele in diesem Jahr erreichen.
Am nächsten morgen leihen wir uns Fahrräder und fahren in den Nationalpark Santa Teresa. Der Park ist riesig und bietet Strand, Wald, angelegte Gärten, Gewässer und eine alte Burg. Wir hören sehr viele verschiedene Vögel und sehen Wombats (ich glaube es waren Wombats) neben uns grasen. In zwei Gewächshäusern sind verschiedenste Pflanzen gepflanzt.

Für die Burg müssen wir 40 uruguayische Pesos (1,33€) bezahlen. Wir haben leider nicht genug, also geht Noah erst mal alleine rein. Ich warte vor der Burg, als mich ein Wachmann reinholt und sagt, dass ich einfach reingehen kann. Ich bedanke mich. Da wir am nächsten Tag fahren, habe ich mein uruguayisches Geld schon komplett ausgegeben, weil ich damit in Argentinien nicht viel anfangen kann.

Auf dem Rückweg von der Burg, quer durch den Park, fangen meine Beine an, sich zu beschweren. Mir fällt es langsam schwer bergauf zu fahren. Wir beschließen, Richtung Punta del Diablo zurück zufahren.
Im Supermarkt im Dorf, kaufen wir die Zutaten für unser heutiges Abendessen und gleichzeitig die Verpflegung für unsere Rückfahrt morgen. Im Hostel kochen wir uns schnell unser Essen, verpacken alles und spielen noch ein paar Runden Billard.
In den vier Tagen im Hostel, lernen wir viele verschiedene Leute kennen. Brasilianer, Schweizer, einen Iren, Schweden, Chilenen, Argentinier, Deutsche, US Amerikaner und Uruguayaner. Alle sind sehr freundlich, witzig, weltoffen und reisen momentan. Ich spreche mehr Deutsch und Englisch, als Spanisch.
Am 14. Dezember geht es leider wieder zurück. Um 12 Uhr fährt der Bus vom Terminal Richtung Montevideo ab. In Montevideo haben wir eine Stunde Zeit, bis unser Anschlussbus fährt. Um circa 19 Uhr fahren wir in Richtung Westen zur argentinischen Grenze. Nachts erreichen wir sie und müssen alle zur Passkontrolle und Einreise aussteigen.
Wieder im heimatlichen Córdoba
Morgens erreichen wir Córdoba, von wo wir nur noch bis San Marcos müssen.
Im Kinderheim hat sich einiges verändert. Als wir am Meer waren, wurde vor dem Haus der ältesten Mädchen ein Pool in den Boden gelassen und über dem Bereich vorm Essenraum steht nun ein Dach, das vor der starken Sonne schützt. Nun können wir bei heißem Wetter angenehmer draußen essen und müssen nicht mehr bis zum Fluss laufen, um eine Erfrischung zu bekommen.
Für die Kinder ist der Pool der Wahnsinn. Sie verbringen fast jeden Tag im kühlen Nass, denn anders kann man die Tage auch nicht aushalten und offiziell ist erst seit zehn Tagen Sommer. Die Tage hier sind heiß und trocken. Mich lähmt das ziemlich und ich würde am liebsten den ganzen Tag mit einer kalten Limo in der Hand im Pool sitzen.
Mir hat der Urlaub in jederlei Hinsicht gut getan. In den nächsten Monaten werde ich öfter weg sein und Argentinien und Chile (im Januar fahren wir zum Zwischenseminar nach Chile) erkunden. Die nächste Zeit wird also nicht, wie die letzten Monate. Es ist schwer ein wenig Abstand zu gewinnen, wenn man in der Einsatzstelle wohnt und die letzten drei Monate, ohne wirklich mal raus zukommen, waren anstrengend.
Ich freue mich aber auf die Zeit, die mir bevorsteht und vor allem erst mal auf Silvester!
